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Die Kindergartensuche

Der frühe Vogel fängt den Wurm... nach diesem Motto haben wir uns schon im August 2018 mit der Suche nach einem integrativen Kitaplatz für August 2019 gemacht. Bei der Suche nach einem iPlatz in einer Krabbelgruppe wurden wir sehr verwöhnt und die erste Anfrage war auch schon eine Zusage. Mit dieser positiven Erfahrung sind wir also hochmotiviert auf Kitasuche gegangen. Zunächst haben wir wieder von unserer sehr hilfsbereiten und bemühten Mitarbeiterin von der Stadt Hannover eine Liste mit Kitas bekommen, bei denen ab August 2019 ein oder mehrere iPlätze frei werden. Mit unserer Erfahrung bzgl. Elterninitiative, haben wir diese schon einmal alle von der Liste gestrichen. Wir waren uns einig, dass Morice in einer "normalen" Kita gehen solle.

 

In unserem Stadtteil haben wir zwar mindestens drei neuere Kitas, aber alle haben kein iPlatz. Trotzdem haben wir bei einer für ein Regelkitaplatz angefragt, aber nur die Antwort erhalten, dass dort sowieso alle Plätze durch die Krabbelgruppenkinder belegt werden. Aber man hat uns netterweise viel Glück bei der Suche gewünscht.

 

Dann hatten wir von Bekannten die Info bekommen, dass der Kindergarten derer Kinder komplett barrierefrei ist und dass die dortige Leiterin meinte, wir sollen uns bewerben. Dies haben wir dann auch gemacht. Leider gibt es in Hannover die sogenannte graue Integration und Kindergärten ohne iPlätze dürfen nicht einfach so Kinder mit Handicap aufnehmen. Nach vielen hin und her und nachdem unserer SPZ Ärztin sogar mit der Amtsärztin ein OK ausgehandelt hat, hat die Leiterin uns dann doch eine Absage aus Personalgründen kurz vor Weihnachten mitgeteilt.

 

 

Wir haben dann die Liste mit den integrativen Kitas weiter abgearbeitet. Bei einer gab es direkt die Rückinfo, dass keine iPlätze frei werden. Bei der nächsten integrativen Kita wurde uns mitgeteilt, dass diese im 1. OG ist und das es kein Fahrstuhl gibt.

 

 

Im November 2019 haben wir uns dann mit Morice und einer Pflegekraft ein städtische Lehr Kita mit mehreren freiwerdenden iPlätze angeschaut. Die Leiterin der Kita hatte Urlaub und so war der stellvertretene Kitaleiter, eine kurz vor der Rente stehe Heilpädagogin und ihrer Nachfolgerin und weitere Erzieherinnen bei dem Termin mit anwesend. Die Kita war einfach klasse, es war alles neu und barrierefrei, es gab ein Fahrstuhl in das erste 1. OG und das offene Konzept mit den thematischen Bereichen hat uns sehr gefallen. Morice wollte gar Nicht mehr weg. Das Team von der Kita war sehr aufgeschlossen und hat keinerlei Bedenken gezeigt. Auch die Anforderung an einem Mittagsschlaf war überhaupt kein Problem. Der stellvertretene Kitaleiter meinte, dass wir die ersten Bewerber auf die freien iPlätze wären und er keinen Grund wüsste, warum wir ein iPlatz nicht bekommen würden. Er müsse sich nur noch einmal mit der Leiterin abstimmen und dann würde es bis Ende Januar eine Rückinfo wahrscheinlich als Zusage geben. Wir sind hoffnungsvoll und glücklich wieder nach Hause gefahren. Dies sollte aber nicht allzu lange anhalten. Im Januar war die neue Heilpädagogin zu Besuch bei Morice in der Krabbelgruppe, um sich den Alltag dort anzuschauen. Die hat sich dann doch angemaßt zu beurteilen, dass das offene Konzept nichts für Morice währe. Die hat wohl geschlafen, als Morice in jedem Themenbereich bei unserem Besuch sehr viel Spaß hatte. Es kam aber noch schlimmer. Als sich bis Ende Januar niemand gemeldet hat, haben wir uns im Februar gemeldet. Die Leiterin teilte uns mit, dass Morice nochmal ein Tag dort hinkommen solle. Wir hatten schnell ein Termin gefunden und nach dem Hinweis, dass wir Morice bis mittags dort lassen können, damit er dann sein Mittagsschlaf Zuhause machen kann, haben wir doch eine ziemlich klare Ansage bekommen. Mittagsschlaf wäre für Kinder in seinem Alter nicht vorgesehen und auch nicht möglich, alle anderen Kinder würden dies auch nicht brauchen. Der stellvertretene Kitaleiter hätte sich mit seiner positiven Aussage zu sehr aus dem Fenster gelehnt. Der Hinweis unsererseits, dass Morice aber ein Kind mit Muskelschwäche ist und den Mittagsschlaf brauch, hat sie nicht interessiert. Wir haben uns darauf hin bei der Stadt beschwert und haben auch schnell eine Rückinfo bekommen, dass solche eine Aussage unangemessen und unüblich sei und es ein Gespräch mit der Leiterin gab. Kurz danach kam dann auch die Absage von der Leiterin: "...Beratungen vor Ort mit dem Team und den Leitungen haben gezeigt, dass die Kita aufgrund unterschiedlicher Faktoren derzeit keine Kinder auf den Integrationsplätzen aufnehmen kann..."

 

 

Parallel zu der städtische Lehr Kita haben wir auch Kontakt zu einer kirchlichen Kita mit einem freiwerdenden iPlatz aufgenommen. Dort waren wir für ein erstes Vorstellen mit Morice und einer Pflegekraft, dabei haben wir uns auch alles angeschaut und alle benötigten Informationen und Anforderungen ausgetauscht. Hier war zumindest das überwiegend genutzte Erdgeschoss barrierefrei, nur zum 1. OG gab es kein Fahrstuhl. Später war Morice auch noch einmal einen halben Tag dort, um den Kitaalltag kennenzulernen. Anschließend gab es nochmal ein Einzelgespräch, bei denen offene Fragen und Bedenken zur Versorgung von Morice besprochen wurden. Dann mussten wir wieder einige Wochen auf eine Rückinfo warten. Die kam dann auch mit einer Absage. Hier war die Begründung, dass es ein anderes Kind mit Rollstuhl seit einem Jahr auf der Warteliste gibt und dass diese den Vorrang bekommen hat. Warum auf aller Welt lässt man uns dreimal da antanzen, wenn es ein anderes Kind seit einem Jahr auf der Warteliste gibt?

 

 

Ziemlich verzweifelt haben wir uns dann wieder an unsere Ansprechpartnerin bei der Stadt Hannover gewendet. Ihr tat das Ganze auch mittlerweile sehr leid, was wir alles erleben müssen und hatte überhaupt kein Verständnis dafür. Sie war selbst enttäuscht und verärgert über das Verhalten der Kitas. Sie wollte jetzt alles weitere selbst machen und bei den verbleiben Kitas anfragen. Sie durfte nach Rücksprache mit uns auf die ZNM Webseite und auch auf die NDR Reportage verweisen. Die Kitas sollte im Vorfeld schon wissen, um was es bei Morice geht, um uns eine weitere Enttäuschung zu ersparen. Sie fand es sehr traurig, dass so ein Weg überhaupt erforderlich ist.

 

 

Kurze Zeit später habe wir auch schon eine Rückinfo bekommen. Eine Leiterin einer städtischen Kita hat von unserer Geschichte gehört und wollte uns kennlernen. Es war schnell ein Termin gefunden und wir haben die Kita besucht. Die Leiterin erklärte uns, dass sie von unserer Ansprechpartnerin bei der Stadt Hannover die ganze Geschichte bekommen hätte, dass erst sie und dann das ganze Kita Team die Informationen auf der ZNM Webseite und die NDR Reportage sich angeschaut haben. Dann stand fest, dass es eine Herzenssache für die Leiterin und für das ganze Kita Team ist, uns zu helfen. Die Kita hatte zwar kein freien iPlatz, aber es wird alles in Bewegung gesetzt, dass ein zusätzlicher iPlatz bei der Stadt Hannover und beim Kultusministerium beantragt und bewilligt wird. Auch wenn das bedeutet, dass dafür vier Regelkitaplätz gestrichen und wahrscheinlich vier weitere Eltern klagen werden. Bei unserem Besuch wurde uns auch das offene Konzept mit den thematischen Bereichen gezeigt und Morice wurde gleich von drei Mädchen durch die Bereiche geführt. Irgendwann ist Morice dann in einem Bereich geblieben und hat lieber mit den anderen Kindern gespielt. Wir Eltern durften allein uns weiter umschauen. Wir waren begeistert, es war alles barrierefrei und es gab auch ein Fahrstuhl. Es war einfach alles perfekt und selbst ein iKind kannten wir schon aus dem Krankenhaus. Es gab wieder Hoffnung, auch wenn diese nach unseren Erfahrungen verhalten war. Zum Abschluss des Besuches haben wir der Kita zugesagt und die Leiterin hat uns zugesagt, sofern die Stadt Hannover und das Kultusministerium dem Antrag für den zusätzliche iPlatz bewilligt. Nicht ganz drei Wochen später hatten wir dann auch die Bestätigung, dass der zusätzliche iPlatz bewilligt wurden. Wir haben es geschafft, wir haben einen integrativen Kitaplatz ab August 2019.

 

 

Im Nachhinein waren wir sogar froh, dass die vorherigen Kitas abgesagt haben. Bei unserer jetzigen Kita hat man einfach das Gefühl, dass dort Integration wirklich gelebt wird und es dort auch eine Herzenssache ist. Wir können es kaum noch abwarten, dass die Zeit in der Krabbelgruppe vorbei ist und unser großer Junge eine sehr schöne Kita besuchen kann und dort mit ganz vielen Kinder spielen, lachen, lernen und vieles mehr machen kann.